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AVIVA-BERLIN.de 3/3/5785 - Beitrag vom 24.05.2003


Ein kämpferisches Gespann
Hilde Meier

Lottumstraße 22, Berlin-Prenzlauer Berg - seit dem 22.Mai 2003 hängt am ehemaligen Wohnhaus von Bertha und Hermann Falkenberg eine Gedenktafel, die die Verdienste des jüdischen Ehepaars würdigt




In den 20er und 30er Jahren machten sich Bertha und Hermann Falkenberg in fortschrittlicher und visionärer Weise um das jüdische Leben auf dem Prenzlauer Berg in Berlin sehr verdient.
An das "kämpferische Gespann" erinnert nun eine Gedenktafel an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Lottumstrasse 22 - ein weiteres "Denkzeichen im öffentlichen Raum" des Kulturamts Pankow.
Anlässlich der Einweihung luden die Fraueninitiative Bet Debora und das Prenzlauer Berg Museum in die Galerie der Volkshochschule ein.

Die heute in London lebende Enkeltocher der Falkenbergs, Edna Sovin:
"Ich bin in Berlin geboren und habe die ersten neun Monate hier verbracht", erzählt sie aus ihrem Leben. "In Berlin werde ich konfrontiert mit den riesigen Brüchen, die in meiner Familie passiert sind". Sie erzählt die Geschichte ihrer Großeltern, eine Geschichte von Verfolgung, Emigration und Neubeginn.

Bertha Falkenberg, geboren 1876, war Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes in Berlin. Sie war die erste Frau in der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Ihre zwei Kinder Hanna und Paul konnten nach England emigrieren.
Bertha Falkenberg überlebte Theresienstadt.
Kurz vor der Bewilligung ihrer Ausreiseerlaubnis aus der Schweiz nach England zu ihren Kindern starb sie, krank und gezeichnet.

Herman Falkenberg, 1869 in Ostpreußen geboren, wurde in einer armen, kinderreichen Familie groß und ging nach Berlin. Er gründete die Liberale Synagoge Norden in der Schönhauser Allee 162, die 1938 in der Reichskristallnacht zerstört wurde. 1936 starb der Herzkranke, wie Edna Sovin meint, "auch an den Folgen der Herrschaft der Nationalsozialisten".

Bet Debora, die Fraueninitiative engagierter jüdischer Frauen, wurde 1998 gegründet. Sie beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken jüdischer Frauen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In den 20er und 30er Jahren gab es an vielen Orten auf dem Prenzlauer Berg jüdisches Leben.
Zum Auftakt der dritten Tagung europäischer Rabbinerinnen, jüdischer Aktivistinnen, Gemeindepolitikerinnen und Gelehrter in Berlin wurde das Engagement der Falkenbergs in das Gedächtnis gerufen und gefeiert.
Der intensiven Forschungsarbeit von Bet Debora und der "Kommunale Geschichtsarbeit" des Kulturamts Pankow ist es zu verdanken, dass Bertha und Herman Falkenberg auf dem Prenzlauer Berg nicht in Vergessenheit geraten.



Lottumstraße 22
Berlin Prenzlauer Berg
www.Bet-Debora.de
www.kulturamt-pankow.de


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Beitrag vom 24.05.2003

AVIVA-Redaktion